Interview mit dem Stadtmagazin ‚Mein /4’
Herr Schmidt, Sie leiten das Fachgeschäft RÖWA – Die Bettenmacher. Welche Matratze ist die beste, was empfehlen Sie?
(lacht) Das werde ich tatsächlich oft gefragt. Da aber die Menschen sehr unterschiedlich sind, ist es gut, dass es viele verschiedene Matratzen und Bettsysteme gibt. Nehmen Sie z.B. das Material Federkern: die Federn entwickeln, je nach Bauart, einen bestimmten Gegendruck. Viele Menschen empfinden das daraus resultierende Liegegefühl als angenehm, während druckempfindliche Menschen dann eher Schaummaterialien wie Latex bevorzugen. Welches Modell das Beste ist, hängt also von vielen körperlichen Faktoren ab – von viel mehr als nur dem Körpergewicht.
Wie finden Sie denn heraus, welche Matratze die passende ist?
Herzstück der Beratung bei Rössle Wanner ist die Rückenvermessung – wir nehmen also erst einmal Maß am Rücken, sprich der Form der Wirbelsäule, die genauso individuell ist wie der Fingerabdruck. Dazu werden die seitliche Körperkontur und einige andere Parameter erfasst. Auf Basis dieser Daten erhält der Kunde einen Vorschlag für ein individuelles Bettsystem, bestehend aus Lattenrost, Matratze und Nackenkissen.
Klingt kompliziert.
Das Verfahren, die eigentliche Rückenmessung, dauert nur ca. vier Minuten. Im Anschluss gibt es eine Liegeprobe, bei der das Ergebnis vom Berater angepasst und überprüft wird. Diese kann und sollte natürlich länger dauern – wir möchten den Kunden dabei unterstützen, ein Körpergefühl zu entwickeln und die Unterschiede, die es bei den Systemen gibt, kennen zu lernen – wenn der Kunde das möchte.
Manche Kunden möchten das nicht?
Sagen wir mal so: jeder Mensch möchte gut schlafen. Aber nicht jeder möchte den Aufbau einer Matratze verstehen müssen, um die richtige Entscheidung zu treffen. Wer also schnell zu einem perfekten Ergebnis kommen möchte, dem kann ich die Rückenvermessung nur ans Herz legen.
Matratzen entwickeln sich gerade zum Lifestyle-Thema. War das der Grund für RÖWA, einen Flagshipstore zu eröffnen?
Stimmt, der Matratzenmarkt ist in Bewegung – aus meiner Sicht vor allen Dingen, weil sich vom Fachhandel bis zum Discounter über Jahrzehnte Strukturen aufgebaut haben, die zu einer für den Verbraucher intransparenten Menge an Produkten und Materialphilosophien geführt haben. Dieser Markt wird daher gerade von einigen Marketingexperten aufgerollt, die die Kunden mit scheinbar einfachen Antworten ködern – also die eine Matratze, die angeblich für alle passt. Das ist natürlich so realistisch wie der eine Schuh, der für alle Menschen richtig ist. Die Menschen sind trotzdem empfänglich dafür, weil sie nicht die Zeit und Energie für eine Produktrecherche aufbringen.
Was ist denn der Ansatz von RÖWA?
Wir möchten mit dem Flagshipstore – Rössle Wanner ist ja eigentlich ein Hersteller, kein Handelsunternehmen – einen Gegenentwurf zum allgemeinen Trend setzen, und haben ganz bewusst in einen stationären Fachhandel investiert. Hier in der Wollankstraße bieten wir Einblick in Herkunft und Produktionsweise der Produkte, und können im Gegensatz zu den meisten unsere Fachhandelspartner nahezu die gesamte Produktpalette von Rössle Wanner präsentieren.
Wer verbirgt sich hinter RÖWA-Die Bettenmacher?
Die Rössle & Wanner GmbH aus Mössingen in der schwäbischen Alb. Unsere Firma entwickelt, produziert und liefert seit über hundert Jahren Bettsysteme in den deutschen Markt und auch ins benachbarte Ausland. Es ist also ein traditionsreiches, mittelständisches Familienunternehmen, das viele Werte hochhält, die manchmal selten geworden sind.
Zum Beispiel?
Die Produktqualität, in der wir anerkanntermaßen führend sind. Es ist ein Verständnis von Ökologie, ein Produkt durch ein anderes zu ersetzen, das in der einen oder der anderen Weise ‚grüner’ ist. Aber kaum eine Firma traut sich, wirklich auf lange Produktlebenszyklen zu setzen, was in Hinsicht knapper werdender Ressourcen wichtig wäre. Ein gutes Beispiel ist z.B. unser Ecco-Bettsystem: die Unterfederung ist nicht kaputt zu kriegen, und kann auch im Nachhinein an sich verändernde körperliche Gegebenheiten angepasst werden. In Hinsicht auf die Erzeugung eines wiederkehrenden Bedarfs eigentlich eine Katastrophe.
Das ist als das besondere an RÖWA – ein altruistisches Unternehmen?
(lacht) Nein, soweit würde ich nicht gehen. Aber wir setzen auf langfristige Kundenbeziehungen, und sind dabei konsequent, schwäbisch stur. Und rebellisch, wenn Sie so wollen, siehe Bekenntnis zum stationären Fachhandel. Das Internet schien im Anfang ein Segen für den Verbraucher, weil es Transparenz (über Preise) versprach. Aber natürlich sind die professionellen Vermarkter mit Ihren Strukturen gegenüber dem Einzelnen Verbraucher immer im Vorteil. Wir sehen mit Sorge, dass viele unsere Kunden, also traditionelle Bettengeschäfte, Ihr Kerngeschäft vernachlässigen und sich dabei verrennen, im Onlinegeschäft mit den Großen der Branche konkurrieren zu wollen. Fakt ist doch: ich kann als Berater innerhalb einer halben Stunde Gespräch und Liegeprobe einem Kunden mehr Orientierung und eine bessere Entscheidungsgrundlage bieten als dieser Mensch in stundenlanger Internetrecherche erfahren würde. Wenn ich dazu als Händler einen kompromisslosen Service biete, gibt viele gute Gründe, nicht im Internet zu kaufen
Ist das Ihre Mission?
Sagen Sie mal so: es ist ein Experiment, was großen Spaß macht. Weil die Menschen den Fachhandel eigentlich zu schätzen wissen. Das Thema ist doch: zu wem kann Vertrauen haben? Wem vertraue ich mein hart verdientes Geld an? Daher setzen wir aus Transparenz und Kompetenz. Wir setzen auf den Standort Mössingen, wo wir die Bäume, aus denen unsere Betten und Lattenroste gebaut werden, quasi vor der Haustür wachsen sehen. Im eigenen Sägewerk wird das Holz weiterverarbeitet. Alle Produktionsschritte in eigener Regie durchzuführen sichert die hohen Qualitätsstandards. Welcher Produzent hat sonst schon eine eigene Näherei und eigene Steppmaschinen? Also mit dieser einzigartigen Fertigungstiefe lassen sich auch in Deutschland bezahlbare Produkte herstellen, das ist auch Teil unserer Botschaft.
Welche Produkte findet man im Rössle Wanner Flagshipstore?
Neben einigen Bettenmodellen in ausnahmslos zeitlosen Designs, von puristisch bis repräsentativ, vor allen Dingen die Auswahl an Bettsystemen, also Matratzen und Unterfederungen. Es gibt zahlreiche Innovationen: mit dem Ecco-Lattenrost haben wir vor einigen Jahren dieses Konstruktionsprinzip revolutioniert, weil wir die Federleisten in drei Dimensionen auf die Körperkontur einstellen können. Anderes Beispiele sind unsere Crade-to-Cradle zertifizierte Naturlatexmatratze Pure Natur, oder die hochflexible High-Tech-Bespannung unserer Genio-Betten, die beste Ergonomie und schlankes Design auf ganz neue Weise vereint. Stylistisch sozusagen ein Gegenentwurf zum Boxspringbett – das aber bei uns auch nicht fehlen darf – auch wenn wir dabei wieder einiges anders machen als andere Hersteller. Ein Besuch lohnt sich!
Hautnah zum Anfassen und Erleben
Bei den Bettenmachern in Pankow gibt es allerhand zu entdecken. Zahlreiche Werkstoffe warten auf interessierte Augen und neugierige Hände. Die Kunden können sich direkt über die verschiedenen Materialien und deren Herkunft schlau machen. Mit großer Transparenz gewährt das Unternehmen vielfältige Einblicke in die Fertigung. „Wir sind ein Hersteller zum Anfassen – das können die Kunden im Flagshipstore in Berlin live erleben. Bei uns ist jeder richtig, der gerne gut schlafen will – und jeder, der alles über sein Bett wissen möchte.“